PoWi-Kurse interviewen Botschafterehepaar a.D.

„Friedenssicherung als nationale und internationale Herausforderung“ – so lautet das aktuelle Semesterthema der Politik-Wirtschaft-Kurse im 13. Jahrgang des Albrecht-Weinberg-Gymnasiums. Dass die genannte Herausforderung an Aktualität kaum zu überbieten ist, zeigt ein Blick in die Ukraine. Dementsprechend haben sich die Schüler*innen in den letzten Wochen intensiv mit dem Krieg in der Ukraine auseinandergesetzt.

Martin Erdmann während seines Impulsvortrags zur aktuellen Lage in der Ukraine

Um diese Auseinandersetzung mit Erfahrungen aus der politischen Praxis zu verknüpfen, durften der PoWi-Leistungskurs und zwei PoWi-Grundkurse am 24.01.2023 Martin Erdmann,  Botschafter a.D., und seine Frau Marion Erdmann in der Schule willkommen heißen. Erdmann trat 1982 in den Auswärtigen Dienst ein und wurde 2010 zum Botschafter und zum ständigen Vertreter der Bundesrepublik Deutschland im Nordatlantikrat ernannt. Zuletzt (2015-2020) war Erdmann deutscher Botschafter in der Türkei. Was es heißt, wenn in den Medien davon gesprochen wird, dass der Ukraine-Krieg „vor unserer Haustür“ stattfindet, erläuterte Martin Erdmann, der aktuell an der Universität Oldenburg als Dozent tätig ist, den Schüler*innen zunächst an anschaulichen Karten.

Marie, Sophia und Finn im Gespräch mit Ehepaar Erdmann

Im Anschluss an einen Impulsvortrag zur Situation in der Ukraine übernahmen die Schüler*innen Marie, Sophia und Finn die Moderation und stellten Herrn und Frau Erdmann Fragen, die die Kurse auf Grundlage der Unterrichtsinhalte vorbereitet hatten: Halten Sie es für wahrscheinlich, dass es zu einem Einsatz von Atomwaffen von russischer Seite kommt? Welche Möglichkeiten sehen Sie für die Diplomatie? Ist das Konzept „Wandel durch Handel“ in Ihren Augen gescheitert? Und ist Deutschland Ihrer Meinung nach zu abhängig von Bündnissen? Doch auch privatere Fragen hatten die interessierten Schüler*innen ausgearbeitet. So wollten sie beispielsweise wissen, mit welchen Einschränkungen Frau Erdmanns Leben als Ehefrau des Diplomaten einherging und wie sie mit diesen umging.
Klar und präzise antwortete das Ehepaar Erdmann auf die vielen Fragen, die die Moderator*innen souverän stellten. Dass die Schüler*innen gespannt an den Lippen von Martin und Marion Erdmann hingen, wunderte in Anbetracht ihrer bodenständigen und sympathischen Art nicht.

Gruppenbild als Gruß an Tanya Sybiha

Zum Abschluss machten die Schüler*innen und das Ehepaar Erdmann ein gemeinsames Bild, welches einen besonderen Zweck verfolgte. Das Bild wurde an die Freundin von Frau Erdmann Tanya Sybiha, die Frau des ukrainischen Diplomaten und stellvertretenden Leiters des Büros von Wolodymyr Selenskyj Andrij Sybiha ist, geschickt. Tanya Sybiha hatte den Schüler*innen einen langen Brief geschrieben, in dem sie ihre Dankbarkeit für die Unterstützung, aber auch ihre persönliche Sicht auf den Krieg schildert. Den folgenden Auszug las Frau Erdmann den sichtlich ergriffenen Schüler*innen vor:

„[…] I remember that day clearly – the sound of exploding bombs will be in my heart forever. I will always remember the eyes of my children, woken up by the missiles with the view of fire from their bedroom windows. At that moment they were only 13, 10 and 4 y.o. and they deserve to live in peace and continue their education just like every single child.  But the Kremlin decided otherwise.

My husband is now working at the Ukrainian President’s Office responsible for Foreign Politics, thus on that day Andrii left for work early in the morning and we haven’t had an opportunity to see him for a couple of months… It was immensely hard to realize that every moment can become the last one when I can hear his voice… The suffering of our people is immense, everyday lives of the best people of Ukraine are taken away.  We pay the price that is too high – we  pay with our blood to return our people’s right to life. […] Young people like you are able to make their choice for the benefit of Justice. Peace and Justice will prevail, the rule of international law will be restored. […]“

 

Wir danken dem Ehepaar Erdmann für das spannende Interview!