Inscriptio Mensis Septembris – Inschrift des Monats September

Der Name September leitet sich von der lateinischen Zahl septem (= „sieben“) ab – durchaus merkwürdig für den neunten Jahresmonat. Die Erklärung ist einfach: Ursprünglich war der September der siebte Monat des römischen Jahres, das im März begann und im Februar endete, ehe man 153 n. Chr. den Jahresbeginn auf den Januar verlegte. Aus dem siebten Monat wurde also der neunte – aber der Name blieb. Überraschenderweise ist es (selbst in Zeiten penibler Bürokratie…) nie zu einer Änderung dieses „Fehlers“ gekommen.

Die Inschrift des Monats findet man in Langholt am Eingangstor des Friedhofs:

 

Mors porta vitae

 

Übersetzt heißt dieser Spruch:

 „Der Tod (ist) die Tür zum Leben.“

Er ist auf verschiedenen Friedhöfen zu finden, meist als Inschrift auf Grabsteinen.

Der Sinn dieser zunächst paradox wirkenden Aussage erschließt sich, wenn man berücksichtigt, dass dem christlichen Glauben zufolge das irdische Leben mit dem Tod zwar aufhört, dass aber gleichzeitig für denjenigen, der im Glauben als Gottes Geschenk den stellvertretenden Opfertod seines Sohnes Jesus angenommen hat, das ewige Leben nach dem Tod beginnt.

In diesem Sinne erweitert findet sich der Spruch auch im Epos Paradise Lost des englischen Dichters John Milton (1608-1974):

„And to the Faithful Death (is) the Gate to Life.“ (Buch 12, Vers 571)

In der Bibel fasst Jesus selbst diese zentrale Botschaft des christlichen Glaubens im Johannesevangelium so zusammen:

„Gott liebte die Menschen so sehr, dass er seinen einzigen Sohn hergab. Nun wird jeder, der sein Vertrauen auf den Sohn Gottes setzt, nicht zugrunde gehen, sondern ewig leben.“ (Kapitel 3, Vers 16)

Mit dem Leben (vita) ist in der Inschrift also das ewige Leben im Himmel gemeint. (Manchmal findet man daher den Spruch auch um ein erklärendes Wort erweitert: „Mors porta vitae aeternae. – Der Tod ist die Tür zum ewigen Leben.“) Damit wird aus dem auf den ersten Blick widersinnigen Satz eine Trostbotschaft, die in Langholt jedem Friedhofsbesucher sozusagen sichtbar zugsprochen wird: Der Tod ist nicht das Ende, sondern nur ein Über- oder Durchgang, eben eine Tür, zu einem neuen Leben, wo es laut Bibel kein Leid mehr geben wird:

„Gott wird alle Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben und keine Traurigkeit, keine Klage und keine Quälerei mehr.“ (Offenbarung Kapitel 21, Vers 4)

Gleichzeitig erhält der Spruch auch in Bezug auf Jesus selbst einen Sinn, dessen stellvertretender Tod (mors) am Kreuz den Glaubenden die Tür zum ewigen Leben (vita) öffnet. Auch Jesus macht mit Hilfe des Bildes von einer Tür diese Botschaft in einem Gleichnis deutlich (wieder im Johannesevangelium), in dem das Hineingehen durch die Tür für das Vertrauen auf Jesus steht:

„Ich bin die Tür. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet.“ (Kapitel 10, Vers 7)

Dass in Langholt der Spruch von der Tür oder dem Tor – das lateinische Wort porta, das wir im Deutschen in Lehnwörtern wie „Pforte“ oder „Portal“ wiederfinden, kann beides heißen – zum Leben  ausgerechnet auf einem echten Tor dargestellt wird, passt natürlich besonders gut und macht das sprachliche Bild ganz konkret sichtbar.

Kurz zur Sprache: Wieder, wie schon bei einigen anderen Inschriften des Monats, findet sich hier eine Ellipse, indem zur Kürzung das est (bzw. „ist“ in der Übersetzung) ausgelassen wurde.

P.S.: Die Übersetzung „Das Leben ist für´n Mors“, die mir auch schon augenzwinkernd angeboten wurde, ist – zum Glück – definitiv falsch…!

[P.S. stammt  auch aus dem Lateinischen, steht für Post Scriptum und heißt „nach dem Geschriebenen“. Damit kennzeichnet(e) man, dass man einem bereits unterschriebenen Brief noch etwas hinzugefügt hat(te).]