Drei Monate in Frankreich mit dem Brigitte-Sauzay-Programm

Nachdem meine Austauschschülerin Lucile Côme drei Monate (April-Juli) bei mir verbracht hatte und es ein voller Erfolg war, habe ich mich sehr gefreut, im September auch endlich zu ihr fahren zu können.

 

Sie wohnt in Saint-Cénéré, einem kleinen Dorf in der Nähe der Stadt Laval. Da sie auf einem Bauernhof mitten im Nirgendwo wohnt, hatten meine Mutter und ich erst leichte Schwierigkeiten, die Adresse zu finden, doch als wir dann endlich ankamen, wurden wir total herzlich begrüßt. Wir haben alle zusammen zu Abend gegessen, konnten jedoch nicht allzu lange wach bleiben. Immerhin war es ein Sonntag: Am nächsten Tag ging es schon in die Schule. Wir verabschiedeten meine Mutter und haben uns dann auch auf dem Weg gemacht. Mir war klar, dass es anstrengend werden würde, immerhin kam ich in die 11. Klasse, obwohl ich erst in der 9. war, und die Schultage sind sehr viel länger als hier. Am Montag ging der Tag von 8-17:30 Uhr, und alle anderen Tage gingen genauso lang, bis auf mittwochs, da hatten wir zum Glück schon um 12 Uhr Schluss.

Da das Gymnasium in Laval ist, mussten wir erst mit dem Auto zum Bahnhof, mit dem Zug nach Laval um dort dann in den Bus zu steigen und abschließend noch eine gute Strecke zu laufen. Ich war also schon kaputt, bevor der Schultag überhaupt angefangen hatte. Aber nach einer kurzen Zeit war ich schon dran gewöhnt und es hat mir sogar Spaß gemacht.

Mittagessen gab es dann in der Schule, meistens gegen 12 oder 13 Uhr.

Mir ist aufgefallen, dass es dort wesentlich mehr gibt als bei uns. Erst eine Vorspeise (Salat oder ein Gebäck), dann die Hauptspeise (irgendwas mit Fleisch und Fisch, einmal die Woche Pommes), den Nachtisch (Pudding oder Obst), danach konnte man noch wählen zwischen Käse oder Joghurt und sich noch Baguette nehmen. Wenn ich also morgens mal keine Motivation hatte, konnte ich mich immer auf das Mittagessen freuen.

 

Als wir abends endlich Zuhause waren, habe ich mich schon auf mein Bett gefreut, aber ganz so einfach ist das in Frankreich leider nicht. Wir hatten 1x die Woche Klavierunterricht und 1x die Woche Handballtraining. Ansonsten haben wir abends oft was mit den Nachbarn gemacht, da dort ein Teil der Familie wohnt. Gegen 20/20:30 Uhr haben wir zu Abend gegessen, was für Deutsche eher spät ist, und ich konnte schlafen gehen, während Lucile noch Hausaufgaben machen musste! Manchmal habe ich auch mitgemacht (zum Beispiel in Deutsch oder Englisch) und ganz ehrlich, Respekt an die Franzosen, die das jeden Abend machen müssen!

 

Was meine Sprachkenntnisse angeht, war ich von Anfang an gut dabei. Ich hatte keine Probleme, die Anderen zu verstehen, und selbst wenn, haben sie es für mich nochmal wiederholt. Da ich überhaupt nicht schüchtern war/bin, habe ich mich mit jedem unterhalten der gerade da war. Ich habe oft Komplimente für mein Französisch bekommen, aber mich in den drei Monaten trotzdem verbessert, was mich sehr freut.

 

Obwohl die Schultage sehr lang waren, haben wir trotzdem viel unternommen. Wir waren oft in Laval (einfach so, aber auch auf dem Weihnachtsmarkt), haben ein Wochenende mit der ganzen Familie mütterlicherseits in der Bretagne am Meer verbracht, waren beim Mont Saint Michel, Bowlen, Kartfahren und vieles mehr! Als Lucile ihr Praktikum gemacht hat, bin ich mit ihrer Tante mit in die Grundschule gegangen, was mir enorm viel Spaß gemacht hat. Außerdem waren Lucile und ich alle drei Wochen mit einer Gruppe in der Kirche und haben danach den Abend mit denen verbracht (zusammen kochen, essen, singen, Film gucken) was für mich zwar neu war, aber mir trotzdem sehr gefallen hat!

 

Falls jemand darüber zweifeln sollte, den Austausch zu machen: Macht es auf jeden Fall! Es haben sich nicht nur meine Sprachkenntnisse verbessert, sondern ich habe auch noch eine zweite ,,Familie“ gefunden, die mir extrem an’s Herz gewachsen ist (ich hatte die Möglichkeit, die ganze Familie kennenzulernen, was ich wirklich sehr schätze)! Sogar eine deutsche Freundin habe ich gefunden, und mit den Franzosen habe ich auch immernoch Kontakt.

 

Diesen Sommer habe ich wieder 2,5 Wochen dort verbracht, und ob man es glaubt oder nicht: Diese Zeit war sogar noch schöner! Im November kommt Lucile wieder hierher und ich kann es kaum erwarten.

 

Ich hätte vorher nicht gedacht, dass der Austausch mein Leben so positiv beeinflussen würde, aber ich wurde vom Gegenteil überzeugt, es war definitiv eine der besten Entscheidungen meines Lebens, das Abenteuer anzugehen. Hätte ich die Chance dazu, würde ich es nochmal machen, und ich empfehle es jedem!

 

Celia van Bommel