Albrecht Weinberg begleitete Schüler zur Preisverleihung nach Berlin

Der Geschichtskurs ge419 wurde am Freitag in Berlin beim Geschichtswettbewerb „Denkt@g“ der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet.
Im Folgenden zitieren wir aus dem Pressebericht, den der freie Journalist Bernd-Volker Brahms über die Veranstaltung verfasst hat. Herr Brahms war maßgeblich daran beteiligt, dass Herr Weinberg 2012 aus den USA nach Leer zurückgekehrt ist.
 
Der Geschichtskurs von Lehrerin Anke Chudzinski-Schubert hatte sich in verschiedener Weise mit dem Holocaust auseinandergesetzt und auch den engen Kontakt zu dem heute 93-jährigen Auschwitz-Überlebenden Albrecht Weinberg gesucht, der seit 2012 wieder in Leer lebt, nachdem er 60 Jahre in den USA verbracht hatte. Weinberg begleitete die zehnköpfige Schülergruppe ebenso nach Berlin wie Schulleiterin Ulrike Janssen. Vom Förderverein hatte sich Kalle Puls-Janssen angeschlossen.

Die Rhauderfehner Gruppe bekam einen „sehr verdienten“ Anerkennungspreis, wie Laudator Andreas Kleine-Kraneburg von der Adenauer-Stiftung es ausdrückte. Er lobte die Vielfältigkeit der Aktivitäten, mit denen sich die Schüler dem Thema genähert hätten und dies auf einer Website zusammenfassten. So hatten sich die insgesamt 15 Jugendlichen, die im Frühjahr ihr Abitur machen, mit den Biografien der vertriebenen jüdischen Familien in Rhauderfehn beschäftigt, für die es auch Stolpersteine im Ort gibt. In der Schule haben sie dazu einen „Raum der Stille“ eingerichtet. Ferner haben sie eine Spendenaktion initiiert, mit dem in Israel ein „Rhauderfehn Hain“ mit 365 Bäumen errichtet werden konnte. Zuletzt kümmerten sie sich um eine Petition, mit der sie sich für eine würdevolle Nutzung des ehemaligen Synagogengeländes in Leer einsetzten. 2500 Unterschriften haben sie gesammelt und sie im April 2018 der Bürgermeisterin Beatrix Kuhl überreicht.

Insgesamt waren 14 Schulgruppen und Einzelakteure nach Berlin eingeladen worden, um unter anderem vom ehemaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert (CDU) prämiert zu werden. Demokratie sei „kein Naturzustand“, sagte Lammert. Dies müsse mit Leben gefüllt werden. Der Wettbewerb trage dazu bei. Der Wettbewerb steht im Zusammenhang mit dem 27. Januar als Holocaust-Gedenktag. Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog hatte diesen initiiert.

Sie seien in das Thema „reingerutscht“, sagte Schülerin Wiebke Strack bei der Preisverleihung. Im normalen Geschichtsunterricht würde es die intensive Beschäftigung mit dem Thema nicht geben. Bei der Begegnung mit dem Zeitzeugen Albrecht Weinberg habe sie selbst am meisten interessiert, wie dieser nach dem Krieg weitergelebt hat.“Man spricht gerne mit ihm“, sagte sie. Weinberg gab das Kompliment zurück. Die Schüler seien „Number one“, sagte er. Sie hätten auch einen Number One-Preis verdient. Er gehe gerne in die Schulen, sagte Weinberg. Allerdings habe er erst ab 1985 erlebt, dass es in Deutschland andere Menschen gebe, als damals als er 1947 nach Amerika gekommen ist. 1985 kamen Albrecht Weinberg und dessen Schwester Friedel erstmals bei einer Begegnungswoche zurück nach Leer.

Auch im Sinne von Albrecht Weinberg hatten sich die Schüler dafür eingesetzt, dass das Areal der ehemaligen Synagoge am Bummert zu einem Gedenkplatz wird. Früher befand sich auf dem privaten Grundstück eine Tankstelle, nun steht alles leer. „Das ist ein Schandfleck“, sagte Schülerin Lena Hessenius. Die Schüler sind enttäuscht, dass sie weder vom Besitzer des Grundstücks noch von Bürgermeisterin Kuhl eine Reaktion bekommen haben.

Die Fehntjer Schüler haben in Berlin zwar kein Preisgeld gewonnen, wie die ersten drei Platzierten, sie bekamen jedoch von Albrecht Weinberg eine Reise nach Auschwitz geschenkt. Er werde eine Fahrt für die Schüler bezahlen, kündigte er an.

Bei der Preisverleihung in Berlin waren folgende Schüler dabei: David Ammermann, Timo Bunger,  Luisa Brettschneider, Lena Hessenius, Neema Ihlenburg, Amke Loger, Tobias Meyer, Moritz Rindermann, Wiebke Strack und Jonas Schmidt.

 

Preisverleihung4 

Foto: Albrecht Weinberg wurde auf der Bühne von der Moderatorin des Wettbewerbs interviewt: „Wenn ich in Schulen meinen Vortrag beendet habe, dann ist es totenstill“, sagte er.     

(Autor des Artikels: Bernd-Volker Brahms, Journalist, Stendal)

Ein ausführlicher Bericht über die gesamte Preisverleihung ist auf der Homepage der Konrad-Adenauer-Stiftung verfügbar.

Die Lokalzeitung „General-Anzeiger“ hat freundlicherweise einen Vorab-Bericht veröffentlicht, aber auch den obigen Beitrag abgedruckt. Vielen Dank!