Zwischen Gedenktafel und Gastfamilie: Europa im Alltag
Im Rahmen des Erasmus+-Programms hatte eine Gruppe von 19 Schüler:innen des 8. Jahrgangs vom Albrecht-Weinberg-Gymnasium Rhauderfehn die Gelegenheit, das Leben in unserem Nachbarland Frankreich hautnah zu erleben. Vom 24. März bis zum 2. April 2025 nahmen sie an einer zehntägigen Gruppenmobilität teil, die nicht nur der Sprachförderung diente, sondern auch das Ausprobieren neuer Sportarten, interkulturelles Lernen und europäische Erinnerungskultur in den Mittelpunkt stellte.
Die Schüler:innen, die seit der 6. Klasse Französisch lernen, reisten gemeinsam mit ihren Lehrkräften Frau Cécile Remars und Herrn Igor Kukowski nach Saint-Étienne-de-Cuines in der französischen Alpenregion. Dort wurden sie herzlich von der Partnerschule Collège Saint-Étienne sowie von den Gastfamilien empfangen, in denen sie für eine Woche lebten – für viele das erste Mal so weit weg von zu Hause und der erste Aufenthalt in einer französischen Familie.
Während des Aufenthalts standen vielfältige Aktivitäten auf dem Programm: Neben sportlichen Herausforderungen wie Schneewanderungen, Klettern und Skifahren erkundeten die Schüler:innen die französische Schule, nahmen an Tandem-Sprachprojekten teil und erlebten französischen Alltag aus erster Hand. Stadtbesichtigungen in Chambéry und Saint-Jean-de-Maurienne verbanden kulturelles Lernen mit historischer Reflexion – etwa beim Besuch von Gedenkorten zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus.
Unsere kleine deutsche „Delegation“ trug auch – ganz im Sinne des Vertrags von Aachen von 2019 – zur Förderung der deutschen Sprache bei, indem sie im Rahmen vom Schnupperunterricht den französischen 6. Klässlern Deutsch etwas näher und lebendig bringen konnten. Im besagten Vertrag bestätigten beide Länder ihre Verpflichtung, die Partnersprache zu fördern. Herr Kukowski war auch beeindruckt, dass sich so viele Menschen bemühten, mit ihm in Kontakt zu treten und dabei versuchten, Deutsch zu sprechen, und wie warmherzig er empfangen wurde: Soviel zum Klischee des Franzosen, der nur Französisch sprechen möchte…
Für die Teilnehmer auch interessant war auch der Besuch von Workshops zu Berufen in alpinen Regionen sowie zur ökologischen Situation in touristisch geprägten Gebieten. Die gewonnenen Eindrücke wurden in gemeinsamen Projektarbeiten verarbeitet – etwa zur Erinnerungskultur in Ostfriesland oder zu jüdischen Biografien aus Rhauderfehn, die die Schüler:innen später auch auf Französisch vorstellten.
Ein Gegenbesuch der französischen Gruppe in Rhauderfehn fand ebenfalls statt. Auch hier wurde gemeinsam gelernt, gelacht und reflektiert – u. a. beim Besuch des UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer, bei Rallyes in Oldenburg und Leer sowie bei der Erarbeitung weiterer Projektinhalte zur deutsch-französischen Geschichte.
Das Projekt war für alle Beteiligten eine wertvolle Erfahrung – nicht nur in sprachlicher Hinsicht, sondern auch auf persönlicher Ebene. Die Schüler:innen kehrten mit gestärktem Selbstbewusstsein, neuen Freundschaften und einem gewachsenen Verständnis für Europa zurück.
Ein herzlicher Dank gilt allen Beteiligten – insbesondere den Gastfamilien, unseren Kolleg:innen an der französischen Partnerschule, den begleitenden Lehrkräften und natürlich den Schüler:innen selbst, die mit Offenheit, Engagement und Neugier diesen Austausch zu einem vollen Erfolg gemacht haben.